Verschwundene Katzen im Zittauer Umland
Verantwortlich: Michael Scholz
Stand: 17.02.2025, 10:45 Uhr
Verschwundene Katzen im Zittauer Umland
Zittau und Umland
2024 - 2025
Seit dem Herbst 2024 ermittelte der Kriminaldienst des Polizeireviers Zittau-Oberland zu insgesamt 14 angezeigten Fällen von vermissten Katzen, hauptsächlich im Bereich der Gemeinden Mittelherwigsdorf,
Oberseifersdorf, Dittelsdorf - allgemein in den Gemeinden nördlich von Zittau. Dabei geht man von circa 20 Tieren aus, die in diesem Zeitraum nicht mehr zu ihren Besitzern nach Hause kamen.
Schnell verbreiteten sich in sozialen Medien wie Facebook, Instagram und über WhatsApp Nachrichten von Katzenfängern, welche die Tiere an Versuchslabore und Rheumadeckenhersteller verkaufen sollten. In Olbersdorf soll demnach auch noch eine Katzenbesitzerin dem Fahrzeug der vermeintlichen Katzendiebe hinterhergelaufen sein - allerdings ohne Erfolg. Einer weiteren Meldung nach, habe die Polizei ein Fahrzeug, voll mit Katzen, kontrolliert und so einem Bürger wieder zu seinem Tier verholfen. Man sprach zudem von mit Baldrian benetzten Fallen, in die die Freigänger gelockt und anschließend verschleppt wurden. Bevorzugte Fahrzeuge der Diebe schienen weiße Transporter mit Berliner Kennzeichen zu sein.
Im Ergebnis der Ermittlungen muss nun festgestellt werden, dass keine Einzige dieser Behauptungen beweiskräftig unterlegt werden konnte. Mitgeteilte amtliche Kennzeichen von Transportern gehörten nach Prüfung an andere Fahrzeuge oder waren Fahrzeuge von Paketdienstleistern - jeweils ohne Katzen an Bord.
Fallen wurden nicht aufgefunden und es meldete sich auch niemand, der eine Falle gesehen hätte. Die Urheber der Schreckensmeldungen in den sozialen Medien sind ebenfalls nicht ermittelbar gewesen. Weder meldete sich die Frau, welche dem Dieb hinterherrannte noch wurde überhaupt ein „Vermisstenfall“ aus Olbersdorf bekannt.
Jeder teilte in den Medien Alles, ohne zu hinterfragen oder zu prüfen. Nachrichten, dass im Bereich Weißwasser über 100 Katzen verschwunden seien, entkräftete der Leiter des Kriminaldienstes des örtlichen Polizeireviers - dort liegt keine einzige Anzeige dahingehend vor.
Auch der Fall des Transporters voller Katzen konnte in den Statistiken und Systemen der Polizei nicht ausfindig gemacht und nachvollzogen werden - ein Märchen eben.
Ermittlungen bei unseren Nachbarn in Polen und der Tschechischen Republik verliefen ebenfalls ergebnislos. Weder im Bereich Liberec noch im Bereich Bogatynia liegen der Polizei Anzeigen über vermisste Katzen vor.
Selbstverständlich wurde auch überprüft, ob die Möglichkeit bestünde, die Katzen an Versuchslabore oder Fellverwerter zu verkaufen. Hierzu muss angeführt werden, dass der Handel mit Katzenfellen seit 2008 EU-weit verboten ist. Allein in Deutschland existieren zwar Einrichtungen, in denen Tierversuche durchgeführt werden - jedoch äußerst selten an Katzen. Hinzu kommt, dass diese Einrichtungen eigene Zuchten von Versuchstieren haben und keine Tiere von „Jedermann“ ankaufen dürfen. Der Aufwand des Einfangens freilaufender Katzen steht also in keinem Verhältnis zum erhofften schnellen Geld für die möglichen Täter.
Leider musste auch festgestellt werden, dass es im Internet sogenannte Trittbrettfahrer gibt, die mit dem Leid der Tierhalter Geld machen wollen. So meldete sich auf Suchanzeigen der Katzenbesitzer eine „Tierkommunikation“, natürlich mit Sitz im Ausland, die den Betroffenen versprach, Kontakt mit dem Ausreißer aufzunehmen. Selbstverständlich gegen Geld. Die Ermittlungen ergaben hier, dass diese Konten meist bei Online-Banken unter falschen Personalien eröffnet werden - eine Sackgasse.
Schlussendlich bleiben die Vermutungen hinsichtlich des Vorhandenseins einheimischer Raubtiere wie der Wolf oder Uhu, welche Hauptfeinde einer Katze wären, als Verursacher. Auch hier konnte weder etwas bewiesen noch widerlegt werden. Fakt ist, dass im genannten Bereich beide Beutegreifer ansässig sind.
Ganz zum Schluss darf man auch den Straßenverkehr nicht vergessen. Ob die ein oder andere Katze diesem zum Opfer fiel, ist leider auch nicht ermittelbar gewesen. Hinweise in diese Richtung sind jedenfalls nicht gemeldet worden.
Festzuhalten ist, dass in einem relativ begrenzten Bereich, über drei Monate hinweg, viele Katzen nicht mehr nach Hause kamen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich trotz intensiver Recherchen und Ermittlungen kein Anhaltspunkt für das Vorliegen einer Straftat beweiskräftig ergeben hat.
Im Wissen, dass die Ermittlungsergebnisse die betroffenen Katzenhalter nicht zufriedenstellen oder beruhigen werden, sei ihnen jedoch versichert, dass alle Register der Ermittlungstätigkeit gezogen wurden. In diesem Fall blieb ein Erfolg jedoch leider aus. Der Komplex wird nun gegen Unbekannt an die Staatsanwaltschaft Görlitz geleitet.