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Auswertung der Verkehrslage des Jahres 2022 im Bereich der Polizeidirektion Görlitz

Verantwortlich: Kai Siebenäuger (ks)
Stand: 24.03.2023, 12:00 Uhr

 

Auswertung der Verkehrslage des Jahres 2022 im Bereich der Polizeidirektion Görlitz

Weniger Verkehrsunfälle – aber Anstieg bei den Personenschäden

Im Bereich der Polizeidirektion Görlitz wurden im Jahr 2022 insgesamt 13.844 Verkehrsunfälle (VKU) registriert. Die Zahl der Verkehrstoten ist im Vergleich zum Vorjahr weiter rückläufig, allerdings stieg die Anzahl der bei Verkehrsunfällen verletzten Personen.

Trotz leicht rückläufigem Unfallgeschehen stieg die Anzahl der VKU mit Personenschaden im Jahr 2022 mit 1.824 Fällen um 17% im Vergleich zum Vorjahr. 534 Menschen wurden schwer- und 1.823 Personen leichtverletzt.

Positiv ist der sich fortsetzende Rückgang bei den Verkehrstoten. 25 Verkehrsteilnehmer verloren im letzten Jahr ihr Leben, gegenüber 27 im Jahr 2021 und 28 im Jahr 2020.

Bei Verkehrsunfällen mit schwerem Sachschaden wurde ein Rückgang von 9% auf 540 Fälle registriert.

Vorfahrtsverstöße lösen Geschwindigkeit als Hauptursache bei Unfällen mit Personenschaden ab

Bei Verkehrsunfällen mit Personenschaden sind Konflikte an Knotenpunkten, vor allem Fehler beim Abbiegen und das Nichtbeachten der Vorfahrt mit 18% die Hauptunfallursache.

Unangepasste Geschwindigkeit rangiert auf Platz 2 mit 16%, gefolgt von ungenügendem Sicherheitsabstand mit 13 %.

Einen leichten Anstieg um 1% zum Vorjahr gab es bei den Unfällen unter dem Einfluss von Alkohol (298 VKU gegenüber 261 VKU im Jahr 2021).

Eine Zunahme um 41% auf 135 Fälle im Vergleich zu 2021 gab es bei Verkehrsunfällen mit Beteiligung von Kindern unter 15 Jahren. Vermutlich wegen der Schulschließungen in den Jahren 2020 und 2021 aufgrund der Corona-Pandemie konnte zunächst ein rückläufiger Trend bei Unfällen mit beteiligten Kindern registriert werden. Im Jahr 2022 entsprachen die Zahlen wieder dem Unfallgeschehen aus den Vor-Corona-Jahren.

Ein besonders tragischer tödlicher Verkehrsunfall mit einem Kind ereignete sich im September 2022, als in Neukirch/Lausitz ein 3-jähriges Mädchen auf einem Bobby-Car auf der Fahrbahn von einem abbiegenden Pkw erfasst wurde und an seinen schweren Verletzungen verstarb.

Junge Verkehrsteilnehmer (18 bis 24 Jahre) waren in 1.931 Fällen am Unfallgeschehen beteiligt, davon in 1.339 Fällen als Unfallverursacher. Hauptursache bei den jungen Fahrern ist mit 29% unangepasste Geschwindigkeit, gefolgt von zu geringem Sicherheitsabstand mit 18% und Vorfahrtsverstößen mit 13%.

Bei den Senioren (ab 65 Jahren) stellen Vorfahrtsverstöße mit 23% die Ursache Nummer 1 dar. Nicht angepasste Geschwindigkeit mit 11% und Abstandsverstöße mit 9% rangierten auf Platz 2 und 3. Senioren waren in 3.767 Fällen am Unfallgeschehen beteiligt, davon in 2.688 Fällen als Verursacher eines Verkehrsunfalls.

Dazu Polizeipräsident Manfred Weißbach: „Trotz des Rückgangs der Unfallzahlen insgesamt können wir nicht zufrieden sein mit dem deutlich gestiegenen Anteil an verletzten Personen. Vorfahrtsfehler, insbesondere bei älteren Verkehrsteilnehmern, sorgen inzwischen für mehr schwere Unfälle, als zu schnelles Fahren. Wir werden also bei Verkehrskontrollen auch stärker auf dieses Verhalten der Verkehrsteilnehmer achten ohne dabei die Kontrollen der Einhaltung von Geschwindigkeitsbegrenzungen zu verringern.“

Beteiligung von Pedelec-Fahrern am Unfallgeschehen steigt weiter an

Der Anteil der beteiligten Pedelec-Fahrer am Gesamtunfallgeschehen, wie auch an der Verkehrsbeteiligung im Radverkehr, stieg auch im Jahr 2022 weiter an.

Waren im Jahr 2021 bei den Radverkehrsunfällen (598) noch 84 Pedelec-Fahrer beteiligt (14%), waren es im letzten Jahr bereits 104. Der Anteil am Unfallgeschehen mit Radfahrbeteiligung (723 Verkehrsunfälle) hielt sich stabil bei 14%, Tendenz steigend.

Steigender Schwerverkehranteil im klassifizierten Straßennetz

Auf Bundesautobahnen, Bundesstraßen und Staatsstraßen im Freistaat Sachsen steigt der Anteil des Schwerverkehrs weiter an. Auf der Bundesautobahn wurden im Jahr 2022 durchschnittlich 9,1% mehr Lkw an den Zählstellen registriert als ein Jahr zuvor. Auf Bundesstraßen (2,8 %) und Staatsstraßen (6,3%) setzt sich dieser Trend fort.

Beispielhaft hierfür kam es am 19. Juli 2022 auf der BAB4 zu einem Verkehrsunfall mit drei beteiligten Sattelzügen. Auf Grund einer Baustelle war zwischen den Anschlussstellen Uhyst und Salzenforst verkehrsbedingt ein Rückstau entstanden, welcher durch den Fahrer eines Sattelzuges zu spät erkannt wurde und er auf den vor ihm stehenden Sattelzug auffuhr. Durch die Wucht des Aufpralls wurde dieser auf einen weiteren Sattelzug geschoben. Einer der Fahrzeugführer wurde durch den Zusammenstoß schwer verletzt. Die Bundesautobahn musste über mehrere Stunden in Richtung Görlitz gesperrt werden.

Anzahl der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss nur leicht steigend

Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligten unter Alkoholeinfluss hat sich trotz leicht rückläufigen Unfallgeschehens im Vergleich zum Vorjahr (261 in 2021) mit 298 Fällen leicht erhöht. Nahezu jeder zweite Unfall (147) unter dem Einfluss von Alkohol führte zu Personenschaden.

Die Beamten konnten 979 Fahrten unter Alkoholeinfluss frühzeitig beenden. Bei den Fahrten unter dem Einfluss berauschender Mittel wurde in 592 Fällen die Weiterfahrt untersagt.

Mehr durch die Polizei geahndete Verkehrsordnungswidrigkeiten

Unter Nutzung der LTI-Messgeräte zur Geschwindigkeitsüberwachung konnten durch die Beamten 1.683 Kontrollstunden realisiert werden, ein leichter Rückgang zum Vorjahr (1.786). Dabei wurden 5.095 Geschwindigkeitsüberschreitungen festgestellt.

Insgesamt wurden durch die Beamten in den Landkreisen Bautzen und Görlitz im Jahr 2022 6.627 Verkehrsstraftaten (6.645 in 2021) und 84.399 Verkehrsordnungswidrigkeiten (75.792 in 2021) festgestellt. Der hohe Kontrolldruck führte bei den geahndeten Verkehrsordnungswidrigkeiten zu einem Anstieg von 11%.

Dazu Polizeipräsident Manfred Weißbach: „Ob bei geplanten Verkehrskontrollen oder während der ganz normalen Streifenfahrt – unsere Beamtinnen und Beamten werden auch weiterhin ein wachsames Auge auf das Verhalten der Verkehrsteilnehmer haben. Verstöße sollten „auf dem Fuße“ geahndet werden. Dabei agieren die Kollegen mit Augenmaß. Gerade bei technischen Mängeln am Fahrzeug reicht häufig die Auflage zur Beseitigung und der anschließenden Wiedervorstellung bei der Polizei, um die Verkehrssicherheit zu erhöhen.“


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