Polizeiliche Kriminalstatistik 2021 | Landkreis Meißen
Verantwortlich: Thomas Geithner
Stand: 24.03.2022, 11:30 Uhr
Landkreis Meißen
Polizeiliche Kriminalstatistik 2021
Eckpunkte der Kriminalitätsentwicklung
Im Landkreis Meißen wurden 2021 insgesamt 10.412 Straftaten (2020: 11.529; 2019: 10.959) erfasst. Dies sind 1.117 Fälle weniger als im Vorjahr und entspricht einem Rückgang um 9,7 Prozent. Im Landkreis spielen Verstöße gegen ausländerrechtliche Bestimmungen eine eher untergeordnete Rolle, so dass es sich bei 99,5 Prozent dieser Fälle um Straftaten der Allgemeinen Kriminalität handelt und lediglich 0,5 Prozent ausländerrechtliche Verstöße darstellen.
Polizeipräsident Jörg Kubiessa: „Die Polizeiliche Kriminalstatistik bietet im Regelfall keine Erklärungen für Entwicklungen in einzelnen Deliktsbereichen an. Somit sind Interpretationen von Anstiegen oder Rückgängen meist Mutmaßungen. Aber ein Rückgang der Gesamtkriminalität von knapp zehn Prozent ist nicht echt und bildet die Wirklichkeit nicht ab. Schon gar nicht lässt sich daraus ein grundsätzlicher Trend ableiten. Vielmehr sehe ich einen direkten Zusammenhang zwischen diesen Zahlen und der Corona-Pandemie. Durch die damit einhergehenden Beschränkungen des normalen Lebens verschlechterten sich insbesondere bei Delikten mit hohen Fallzahlen die Tatgelegenheiten. Der vermeintliche Rückgang wird uns nächstes Jahr wieder einholen.“
Die Häufigkeitszahl, die angibt wie viele Straftaten rechnerisch auf 100.000 Einwohner entfallen, fiel 2021 auf 4.332 (2020: 4.770).
Insgesamt 6.833 Straftaten (2020: 7.392) konnten aufgeklärt werden. Die Gesamtaufklärungsquote lag damit bei 65,6 Prozent (2020: 64,1).
Von den 4.512 ermittelten Tatverdächtigen (2020: 5.011) waren 76,2 Prozent männlichen und 23,8 Prozent weiblichen Geschlechts. Die Zahl nichterwachsener Tatverdächtiger sank wieder. Neben 145 Kindern (2020: 183) wurden 347 Jugendliche (2020: 442) und 344 Heranwachsende (2020: 379) als Tatverdächtige ermittelt.
Im Jahr 2021 wurden 710 nichtdeutsche Tatverdächtige (2020: 810) ermittelt. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen lag somit bei 15,7 Prozent (2020: 16,2). Im Bereich der Allgemeinen Kriminalität sank die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen von 753 im Jahr 2020 auf 666 im Jahr 2021 und erreichte damit wieder den Wert von 2019. Jedoch veränderte sich der prozentuale Anteil. In Jahren 2019 und 2020 lag er bei 15,2 Prozent aller ermittelten Tatverdächtigen, 2021 sank er auf 14,9 Prozent.
Die Zahl der Opfer von Straftaten sank leicht auf nunmehr 2.016 (2020: 2.082). Insgesamt 1.133 Opfer (56,2 Prozent) waren männlichen und 883 Opfer (43,8 Prozent) weiblichen Geschlechts. Darunter befanden sich 187 Kinder (2020: 199), 109 Jugendliche (2020: 189), 113 Heranwachsende (2020: 139) und 191 Personen (2020: 191), die zum Zeitpunkt der Tat 60 Jahre oder älter waren. Insgesamt wurden 1.607 Erwachsene (2020: 1.555) Opfer einer Straftat.
Der durch Kriminalität registrierte finanzielle Schaden stieg auf rund 12,9 Millionen Euro (2020: 7,9 Millionen Euro).
Ausgewählte Kriminalitätsbereiche
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
Im Bereich der Sexualdelikte gab es in den vergangenen zehn Jahren tendenziell einen Anstieg zu verzeichnen. Wobei die Veränderungen innerhalb des Strafrechts gerade in diesem Bereich einen Vergleich der Fallzahlen kaum zulassen und Steigerungen teilweise implizieren.
Auffällig ist jedoch, dass seit dem Jahr 2019 Anzeigen im Bereich der Verbreitung von Pornografie deutlich angestiegen sind. Lagen die Fallzahlen bis 2018 noch unter 30 Fällen pro Jahr, so wurden 2019 bereits 49 Fälle registriert. Dies war zum damaligen Zeitpunkt ein Anstieg um 96,0 Prozent. 2020 erhöhte sich die Zahl auf 84 Fälle (+ 71,4 Prozent) und 2021 lag sie bei 109 Fällen (+ 29,8 Prozent).
Jörg Kubiessa: „Wie im gesamten Bundesgebiet stellen auch wir einen sehr starken Anstieg im Bereich der Verbreitung von Kinderpornografie fest. Ursache sind die gestiegenen Meldungen von Verdachtsfällen durch ausländische Behörden und Organisationen, die im Bundeskriminalamt eingehen und anschließend an die örtlich zuständigen Dienststellen zur Bearbeitung übergeben werden. Ich bewerte diese Zunahme an Meldungen positiv, weil sie Kriminalität aus dem Dunkelfeld ins Hellfeld überführen. Den damit einhergehenden erhöhten Ermittlungsaufwand versuchen wir durch Bündelung von Durchsuchungen und Sicherstellungen zu begegnen. Vergangene Woche haben wir den inzwischen fünften konzentrierten Einsatz zur Bekämpfung von Kinderpornografie durchgeführt, wobei die Abstände sich immer weiter verringern.“
Im Bereich der Kinderpornografie stieg die Fallzahl von 38 im Jahr 2019 auf 61 im Jahr 2020 und auf 81 im Jahr 2021. Dies entspricht im Vergleich zu 2019 einem Anstieg um 113,2 Prozent und im Vergleich zum Vorjahr um 32,8 Prozent. Alle dieser Fälle konnten aufgeklärt werden, was einer Aufklärungsquote von 100,0 Prozent entspricht. Die Schwerpunkte liegen dabei im Besitz bzw. sich Verschaffen und in der Verbreitung von Kinderpornografie. Bei den 92 ermittelten Tatverdächtigen des Jahres 2021 handelt es sich bei der überwiegenden Zahl um Erwachsene (52). Weiterhin wurden Jugendliche (20), Heranwachsende (11) und Kinder (9) als Tatverdächtige bekannt gemacht. Die Aufklärung solcher Straftaten bedarf oft jahrelanger und intensiver Ermittlungen.
Gewaltkriminalität
Die Zahl der Gewaltstraftaten sank im Jahr 2021 auf 261 Fälle (2020: 300). Bei einer Aufklärungsquote von 93,5 Prozent sind 265 Tatverdächtige (2020: 308) ermittelt worden. Davon waren 51 Tatverdächtige nichtdeutsch (2020: 68), was einem Anteil von 19,2 Prozent (2020: 22,1) entspricht.
201 Fälle aller registrierten Gewaltdelikte (2020: 212) waren gefährliche und schwere Körperverletzungen. Weitere 44 Fälle (2020: 70) waren Raubdelikte. Es wurden 5 Mord- und Totschlagdelikte (2020: 0 Fälle) registriert.
Eigentumskriminalität
Im Landkreis Meißen bildet die Gesamtheit aller Diebstahlsdelikte nach wie vor den Hauptteil der Gesamtkriminalität. Der Anteil an der Gesamtkriminalität ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken und beträgt 32,5 Prozent (2020: 33,7). Die Fallzahlen vom Vorjahr sanken 2021 auf 3.379 Fälle (2020: 3.891). Dies ist die niedrigste Fallzahl der zurückliegenden zehn Jahre. Die Anzahl der aufgeklärten Fälle lag im Landkreis bei 1.260 (2020: 1.428) und damit einhergehend betrug die Aufklärungsquote in diesem Deliktsbereich 37,3 Prozent (2020: 36,7).
Die Diebstähle setzten sich zusammen aus 1.640 Diebstählen ohne erschwerende Umstände (2020: 1.835), die damit um 10,6 Prozent sanken. Hinzu kamen 1.739 besonders schwere Diebstähle (2020: 2.056), die um 15,4 Prozent gesunken sind.
Ein Schwerpunkt innerhalb des Bereiches der Eigentumskriminalität sind nach wie vor die Diebstähle in/aus Geschäften und Kiosken, die bei registrierten 812 Fällen (2020: 840) leicht unter dem Niveau des Vorjahres liegen und um 3,3 Prozent gesunken sind.
Weitere Schwerpunkte sind die Fahrraddiebstähle mit 475 Fällen (2020: 585) und Diebstähle an oder aus Kraftfahrzeugen mit 311 Fällen (2020: 381). Allerdings sind sowohl bei den Fahrraddiebstählen als auch bei den Diebstählen an/aus Kraftfahrzeugen die Fallzahlen jeweils um 18,8 Prozent bzw. um 18,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken.
Die Aufklärungsquote konnte lediglich bei den Diebstählen in/aus Geschäften und Kiosken verbessert werden, bei den anderen beiden Deliktfeldern sank sie gegenüber dem Vorjahr. Im Einzelnen betrug sie für die Diebstähle aus Geschäften oder Kiosken 76,5 Prozent (2020: 72,3), bei den Fahrraddiebstählen 21,7 Prozent
(2020: 26,) und bei den Diebstählen in oder aus Kraftfahrzeugen 14,5 Prozent (2020: 15,5).
Bei den Diebstählen von Kraftfahrzeugen, einschließlich der unbefugten Benutzung, blieb die Fallzahl auf annähernd gleichem Niveau wie im Jahr davor. Registriert wurden insgesamt 64 Fälle (2020: 59) und damit ein Anstieg um 8,5 Prozent. Insgesamt konnten 34 Fälle aufgeklärt werden, was einer Aufklärungsquote von 53,1 Prozent entspricht und damit um 4,5 Prozentpunkte unter der Aufklärungsquote von 2020 lag.
Die Fallzahlen des Ladendiebstahls stehen in direktem Zusammenhang mit den erwähnten Diebstählen in/aus Geschäften und Kiosken. Hier ist gegenüber dem Jahr 2020 mit 606 Fällen ein Anstieg um 2,0 Prozent auf 618 Fälle zu verzeichnen. Die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen sank in diesem Bereich von 106 auf 98 ermittelte Personen. Damit liegt ihr Anteil mit 24,1 Prozent nach wie vor über dem Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger an der Gesamtkriminalität.
Die Zahl der Diebstähle in/aus Büros, Lagern und Werkstätten fiel im Jahr 2021 um 16 auf 203 Fälle (2020: 219). Dies entspricht einem Rückgang um 7,3 Prozent. Bei der Aufklärung von 34,0 Prozent dieser Fälle konnten 50 Tatverdächtige ermittelt werden.
Die Zahl der Diebstähle in/aus Wohnungen ist im Jahr 2021 auf 174 Fälle gesunken (2019: 253). Dabei handelte es sich in 73 Fällen um Diebstähle ohne erschwerende Umstände (2020: 120), bei denen die Täter entweder zugangsberechtigt waren oder ungehindert in das Tatobjekt Wohnung gelangen konnten. Die recht hohe Aufklärungsquote von 67,1 Prozent in diesem Bereich (2020: 66,7) könnte darauf schließen lassen, dass es sich bei den Tätern oft um Personen handelt, die aus dem näheren Umfeld der Geschädigten stammen. Allerdings kann das statistisch nicht belegt werden, da dieses Delikt nicht zu den sogenannten Opferdelikten (siehe Fußnote 2) zählt. Dem gegenüber stehen 101 Fälle von Wohnungseinbrüchen (2020: 133), bei denen die Täter ein Hindernis überwinden mussten, um in die Wohnung zu gelangen. In 41 dieser Fälle (2020: 58) lag ein Tageswohnungseinbruch vor, das heißt der Einbruch erfolgte zwischen 06:00 Uhr und 21:00 Uhr. Hier ist also ein Rückgang um 29,3 Prozent feststellbar.
Rauschgiftkriminalität
2021 stieg die Rauschgiftkriminalität um 3,7 Prozent auf 559 Fälle (2020: 539) an.
Die Aufklärungsquote betrug 95,3 Prozent (2020: 88,7). Die Polizei ermittelte 515 Tatverdächtige (2020: 460). Dabei stehen 427 männlichen Tatverdächtigen 88 weibliche Tatverdächtige gegenüber. Der Anteil von nichtdeutschen Tatverdächtigen liegt bei 11,1 Prozent (2020: 11,7).
Die Zahl der allgemeinen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz stieg auf 472 Fälle (2020: 463). Die Fallzahl beim unerlaubten Handel oder Schmuggel von Betäubungsmitteln stieg um 7 Fälle auf 35 Fälle gegenüber dem Jahr 2020 mit 28 Fällen.
Insgesamt wurden im Landkreis Meißen 120 Allgemeine Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz mittels Crystal (2020: 115) und 14 Fälle des Handels mit Crystal (2020: 6) festgestellt. Erstmals seit 2016 wurden wieder 2 Fälle des Schmuggels von Crystal registriert. Allgemeine Verstöße gegen das Betäubungsmittel-gesetz mittels Cannabis und dessen Zubereitungen blieben mit einem Rückgang von 1,8 Prozent auf 270 Fälle (2020: 275) auf annähernd gleichem Niveau wie im Vorjahr. Beim Handel bzw. Schmuggel von Cannabis sank die Fallzahl von 19 Fällen im Jahr 2020 auf 14 Fälle im Jahr 2021. Prozentual entspricht das einem Rückgang um 26,3 Prozent.
Im Landkreis Meißen wurden durch die Polizeidirektion Dresden unter anderem ca. 8,7 Kilogramm Marihuana, 406 Gramm Crystal, 385 Gramm Amphetamin, 228 Gramm Haschisch sowie 256 Stück Ecstasy sichergestellt.
Es wurde im Bereich des Landkreises im Jahr 2021 ein Drogentoter im Alter von 23 Jahren registriert (2020: 2).
Straßenkriminalität
Die Straßenkriminalität sank auf 1.619 Fälle (2020: 1.945), von denen 454 Fälle aufgeklärt werden konnten. Damit fiel die Zahl in den zurückliegenden zehn Jahren das zweite Mal in Folge unter die 2000er Marke. Die Aufklärungsquote lag bei 28,0 Prozent und ist gegenüber dem Vorjahr um lediglich 0,5 Prozentpunkte gesunken. Insgesamt wurden 404 Tatverdächtige (2020: 528) ermittelt. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen in diesem Bereich betrug 11,6 Prozent (2020: 20,8).
Jörg Kubiessa: „Das erneute Sinken der Fallzahlen liest sich gut, ist aber sicherlich dem - pandemiebedingt - eingeschränktem öffentlichen Leben bei gleichzeitig gestiegener Polizeipräsenz im Landkreis geschuldet. Die beiden vergangenen Jahre eignen sich nicht für eine Trendaussage.“
Wirtschaftskriminalität
Im Bereich der Wirtschaftskriminalität wurden 69 Delikte (2020: 104) registriert, das entspricht einem Rückgang um 33,7 Prozent. Die Aufklärungsquote in diesem Bereich betrug 92,8 Prozent (2020: 100,0). 48 Tatverdächtige wurden ermittelt.
Durch 63 Fälle aus dem Sektor der Wirtschaftskriminalität wurde ein Schaden von rund 5,9 Millionen Euro (2020: 1,4 Millionen Euro) verursacht. Davon sind etwa 5,5 Millionen Euro Schaden infolge von 18 Insolvenzstraftaten entstanden (2020: 1,1 Millionen).
Massenkriminalität
Bei den Sachbeschädigungen sind in der Polizeilichen Kriminalstatistik 1.233 Fälle (2020: 1.494 Fälle) zu verzeichnen. Die Aufklärungsquote liegt bei 36,4 Prozent und stieg damit um 3,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr (2020: 33,1). In rund 29,9 Prozent der Fälle handelte es sich um sonstige Sachbeschädigungen auf Straßen, Wegen und Plätzen (2020: 31,5), weitere 22,1 Prozent entfallen auf Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen (2020: 24,1).
Bei Graffiti als Sonderform der Sachbeschädigung sank die Zahl der erfassten Fälle auf 207 (2020: 281). Dies entspricht einem Rückgang um 26,3 Prozent. Die Aufklärungsquote lag bei 15,5 Prozent und war damit 0,5 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Szenetypisch ist es schwer, in diesem Bereich Tatverdächtige zu ermitteln. Kann man Täter bei der Tatausführung stellen, können oft erst durch Zuordnung von sogenannten „Tags“ Straftaten aus den Vorjahren nachträglich aufgeklärt werden. 2021 konnten 25 Tatverdächtige ermittelt werden (2020: 45), die zu 64,0 Prozent (2020: 71,1) aus dem Bereich der Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden kamen.
Die Anzahl der angezeigten Beförderungserschleichungen stieg gegenüber dem Vorjahr und lag bei 466 Fällen (2020: 424). Insgesamt wurden 345 Tatverdächtige ermittelt, von denen 119 nichtdeutsche Tatverdächtige waren.
Straftaten nach Infektionsschutzgesetz
Im Verlauf des Jahres 2020 fanden aufgrund von Verstößen gegen das Infektionsschutzgesetz im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie 171 Fälle ihren Niederschlag in der Statistik. Im Jahr 2021 wurden 2 Verstöße in der Polizeilichen Kriminalstatistik nach deren Abschluss erfasst. Diese wurden durch zwei Erwachsene begangen und damit auch zu 100,0 Prozent aufgeklärt. (tg)