Rückblick: Aktionstage Rauschgiftkriminalität und Drogenerkennung
Montagmorgen, 09:45 Uhr, eröffnet Kriminaldirektorin Jana Hänsel als federführende Organisatorin im Audimax der Hochschule am Rothenburger Campus die Aktionstage. Neben ihr: Prof. Dr. Dieter Müller - seines Zeichens der „Vater“ der Veranstaltung. Vor 20 Jahren hatte er die Idee, die Aktionstage Rauschgiftkriminalität und Drogenerkennung im Straßenverkehr ins Leben zu rufen.
Mittlerweile sind die zahlreichen Vorlesungen und Fachvorträge fester Bestandteil des Bachelorstudiums. Verschiedene Gastdozierende - ein Großteil von ihnen langjährige Partner unserer Hochschule - folgten der Einladung der Hochschule und hielten Vorlesungen. Dabei werden nahezu alle Facetten in Bezug auf Drogen, Sucht sowie deren Auswirkungen auf den Straßenverkehr erläutert. Aber auch die psychologischen Komponenten oder die Arbeit der Ermittler in der „Drogenszene“ finden ihren Platz.
Prof. Dr. Müller gibt zu Beginn einen Überblick über die aktuelle Lage zu Drogen im Straßenverkehr. Erster Kriminalhauptkommissar Uwe Einsporn vom Landeskriminalamt Sachsen erläutert im Anschluss die gegenwärtige Situation hinsichtlich der Rauschgiftkriminalität in Sachsen und stellt die Gemeinsame Ermittlungsgruppe Rauschgift (GER Ostsachsen) vor. Einig sind sich beide in der Grundaussage, dass die Entwicklung der Betäubungsmittelkriminalität und des Fahrens unter berauschenden Substanzen nur einen Trend - und zwar nach oben - kennen.
Die zunehmende Vielfalt der Substanzen, vor allem die sogenannten neuen psychoaktiven Substanzen (NPS), häufiger Mischkonsum und eine Reihe ungeklärter Fragen im Zusammenhang mit der beabsichtigten Cannabis-Legalisierung sind nur Teile der unglaublich komplexen Gesamtproblematik. Am Nachmittag teilt Erster Polizeihauptkommissar a.D. Dieter Klipfel, ehemaliger Landeskoordinator der Polizei Baden-Württemberg, sein umfassendes Wissen und seine Erfahrungen zur Feststellung von Drogeneinfluss bei Verkehrskontrollen, aber auch bei „unerklärlichen“ schweren Verkehrsunfällen mit den Studierenden.
Nachdem der Montag im kompletten Verbund der rund 220 Studierenden des 28. Bachelorstudienjahrganges der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) durchgeführt wurde, wird der Dienstag intensiv. Mehrere Workshops laufen parallel und der ganze Jahrgang „kreiselt“ im Stationsbetrieb über den Campus. Die Themen sind dabei äußerst vielfältig.
Es spricht beispielsweise Thomas Schmidt, Vertriebler der Fa. Securetec. Das Unternehmen stellt die Drogentests „DrugWipe“ her, welche die Polizei Sachsen einsetzt. Er führt mit allen Kursen Anwenderschulungen zum korrekten Gebrauch der Tests durch. Prof. Dr. Thomas Friedrich, leitender Polizeiarzt der Polizei Sachsen im Polizeiverwaltungsamt, spricht über das Erkennen von Drogeneinfluss und den Umgang mit berauschten Personen im polizeilichen Alltag aus medizinischer Sicht. Andere Workshops beschäftigen sich mit Themen, wie dem Einsatz von Cannabis in der Medizin oder polizeilichen Maßnahmen zur Vermögensabschöpfung - der Sicherstellung und Beschlagnahmung beispielsweise von „Drogengeld“.
Ein ganz neues Highlight der Aktionstage präsentieren Polizeioberkommissar Heyer und Polizeihauptmeister Lesik-Böhm: Das gegenwärtig in der Polizeidirektion Leipzig laufende Pilotprojekt „QFP - Qualifizierte Fahrtüchtigkeitsprüfung“. Es geht um spezielle Tests, mit denen die Fahrtüchtigkeit wissenschaftlich fundiert und beweissicher festgestellt werden kann. Geprüft werden hier unter anderen Konzentration, Koordination, Motorik und Zeitempfinden. Die Polizeibeamten müssen zur Anwendung der QFP speziell fortgebildet werden. Im Anschluss soll über eine flächendeckende Nutzung dieses Verfahrens im gesamten Freistaat entschieden werden.
Die Gastreferenten Dr. Kranich und Dr. Kaanen wiederum sind „alte Bekannte“ auf dem Campus. Dr. Kranich ist Verkehrspsychologe und Experte für Gutachten zur Fahrtüchtigkeit (MPU). Dr. Sven Kaanen, ehemaliger Leiter einer Fachklinik mit unzähligen unmittelbaren Kontakten zu suchtkranken Patienten, spricht zu Abhängigkeitserkrankungen, inklusive kurz- und langfristigen Auswirkungen des Konsums verschiedener Drogen und Sofortmaßnahmen bei Notfällen aufgrund von Intoxikationen.
Polizeihauptkommissarin Ulrike Lassak ist zum zweiten Mal dabei. Sie berichtet als Leiterin der Diensthundestaffel der Polizeidirektion Görlitz in erfrischender Art von ihrer Arbeit mit den vierbeinigen Kollegen und gibt den Studierenden wertvolle Informationen zu den Einsatzmöglichkeiten, aber auch -grenzen von Diensthunden mit.
Für die Studierenden des 28. Studienjahrganges sind die sehr informativen Aktionstage Rauschgiftkriminalität und Drogenerkennung das Einbiegen auf die Zielgerade. In wenigen Wochen beginnt die Freistellungsphase für die Erstellung der Bachelorarbeiten. Und Ende September folgt dann - ein Bestehen der Bachelorarbeit und aller Modulprüfungen vorausgesetzt - die feierliche Ernennung zur Polizeikommissarin bzw. zum Polizeikommissar.