Moderner Hochschulaustausch mit tiefen Wurzeln in der schwedischen Geschichte

Erasmus+ Schweden
© Polizei Sachsen

Was haben das Attentat auf den schwedischen König Gustav den Dritten 1792 und eine Erasmus+ Mobilität im Bereich der Kriminaltechnik gemeinsam?...

...Nichts – jedenfalls auf den ersten Blick. Das berühmte Attentat, auf das sich an vielen Stellen in Stockholm und Umgebung Hinweise finden lassen, lieferte die Vorlage für die Oper »Der Maskenball« von Verdi.

Der Attentäter Jacob Johan Anckarström wurde 1792 in Stockholm nach tagelanger Folter und öffentlicher Zurschaustellung hingerichtet. Es ist keine konkrete Grabstätte bekannt, jedoch gibt es lokale Legenden, die Hinweise auf eine Stelle etwa 100 km südlich von Stockholm liefern.

Jetzt kommt die moderne Kriminaltechnik ins Spiel. Die schwedische Södertörn Högskola (Universität) im Bereich der Polizeiausbildung erhielt eine Anfrage von der Besitzerin des Grundstücks. Da die Kollegen mittlerweile gut informiert über die Fortbildungen unserer Hochschule sind, wussten sie auch über die intensive Zusammenarbeit mit der Rechtsmedizin und dem Landesamt für Archäologie Bescheid. Die Mitarbeiter beider Institutionen sowie des Landeskriminalamtes werden regelmäßig als Gastdozenten an der Hochschule der Sächsischen Polizei tätig. So konnte bereits im vorigen Jahr der Workshop für Forensische Archäologie auf dem Grundstück starten. Dabei konnten schon viele, aber nicht alle Fragen beantwortet werden. Aus diesem Grund baten die Kollegen der Södertörn Universität um die Fortsetzung und den Abschluss der Arbeiten. Dabei war auch ein bewaldeter Bereich aufzuarbeiten, der einige vermessungstechnische Besonderheiten mit sich brachte.

In dem zusammengestellten Team waren alle Kompetenzen vorhanden, um sich den Herausforderungen zu stellen. Mit Unterstützung des Tatortgruppe des Landeskriminalamtes und des Landesamtes für Archäologie konnte es dann losgehen. Leider erkrankte die eingeplante Rechtsmedizinerin kurzfristig und musste absagen. Auch blieb unsere schwedische Partnerseite nicht von Schicksalsschlägen und Krankheiten verschont. Diese zwangen uns zu einigen Umplanungen der Abläufe.

Nichtdestotrotz konnten am 4. und 5. September 2025 alle bereits im Vorjahr mittels Georadars festgestellten fraglichen Bodenbereiche aufgemessen, archäologisch korrekt geöffnet, bearbeitet und dokumentiert werden. Dabei  fanden alle Georadarsignale eine nachweisbare Entsprechung im Boden und waren korrekt lokalisiert. So lässt sich der unterstützende Wert der Methode gut belegen. Dabei arbeitete das Team aus schwedischen und deutschen Kollegen unter der fachkundigen Anleitung von Dr. Patricia van der Burgt gut zusammen.

Funde, die die oben genannten Geschichten über den Begräbnisort des Attentäters belegen, konnten jedoch nicht gemacht werden. Die Besitzerin war mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Jetzt müssen die erhobenen Daten noch weiterverarbeitet und für eine Darstellung der Ergebnisse aufgearbeitet werden. Damit liegen dann aber auch Resultate vor, die in die Lehre einfließen können.

Danach standen ein Wechsel der Lokalität nach Stockholm und das Zusammentreffen der Gesamtgruppe auf dem Plan. Leider konnten die Auszubildenden im Bachelor-Studiengang bedingt durch eine Prüfung und das Verwendungspraktikum erst am 6. September 2025 in Schweden anreisen. Am ersten gemeinsamen Tag, dem 7. September 2025, machten sich alle mit den lokalen Bedingungen, der Erreichbarkeit der Södertörn Universität und der Stadt Stockholm vertraut. Interessanter Höhepunkt dieses Sonntages war die Dachshundparade, die im Zentrum von Stockholm stattfand.

Der Montag diente der Einführung in die Struktur und Studienbedingungen an der Södertörn Universität in Stockholm. Dabei wurde die Gruppe sehr professionell und engagiert von Peter Ekelund und  Petra Fredlund betreut.

Es ergaben sich gute Diskussionen und Besprechungen von Inhalten und Abläufen der Ausbildung der Polizeistudenten in Schweden, die die Zeit sehr schnell vergehen ließen.

Dienstag, der 9. September, erschien auf den ersten Blick sehr großzügig geplant, aber der Besuch im Västberga Polizeireviere ist bekannt für sehr interessante Inhalte und eine damit verbundene Ausdehnung der geplanten Zeiten. Ein leitender Ermittler in diesem Bereich und ein Sachverständiger für Brandverlaufsuntersuchungen in der Feuerwehr Stockholm führten uns in die Struktur und die Abläufe der Ermittlungen ein. Auch dabei ergab sich ein intensiver Austausch beider Seiten. Der Rundgang durch verschiedene Bereiche fand seinen Abschluss bei der Erläuterung moderner Streifenwagen der schwedischen Polizei. Ehe wir uns versehen hatten, war mehr als die doppelte Zeit der Planung um. So schnell kann ein Mobilitätstag vergehen.

Mittwoch, der 10. September, begann mit einem Einblick in verschiedene Unterrichtseinheiten schwedischer Studenten. Da sich die Vorgangsbearbeitung in schwedischer Sprache als zu große Herausforderung darstellte, konnte Moritz Menzel stattdessen an einem Einsatztraining teilnehmen.

Im Anschluss folgte eine Übung für einen Kurs im Handlungskomplex Auffinden toter Personen. Dabei hatten sich die schwedischen Studenten darauf eingelassen, diese Übung zum besseren gemeinsamen Verständnis in Englisch durchzuführen. Dadurch ergab sich ein guter Austausch. Im Anschluss zeigte sich noch einmal das sehr gute Arbeitsklima dieser Erasmus+ Mobilität. Die schwedischen Kollegen und wir beschlossen, uns zu einer spontanen "After Work“- Besprechung zusammenzusetzen und den Tag ausklingen zu lassen.

In der Evaluationsbesprechung wurden viele positive Aspekte dieses nun schon langjährigen Austausches, Anekdoten aus gemeinsamen Lehrgängen und Workshops angesprochen und neue Ideen diskutiert. Dabei wollen sich die schwedischen Kollegen noch mit einigen Wünschen und Ideen für das nächste Jahr an unsere Hochschule wenden. Für die landeskundliche Runde am Donnerstag, dem 11. September 2025, wurden das Armeemuseum mit seinem Ausstellungsbereich zu altertümlichen Vernehmungs- und Foltermethoden empfohlen.

Dieser Vorschlag erwies sich als sehr gut. So konnten sich alle Teilnehmer mit neuen Erfahrungen und Eindrücken aus einer sehr guten Erasmus+ Mobilität auf den Rückweg machen. Vielen Dank an die Kollegen des Erasmus+ Bereich, die das möglich gemacht haben.

Vielen Dank auch an die Kollegen in der Organisation, die allen Krankheiten und anderen Problemen zum Trotz, eine sehr gute Mobilität geplant haben. Es war schön, ein Teil dieses Superteams zu sein.

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