Trügerisches Idyll – Studienreise des 27. Jahrgangs in die Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Viele wissen um die Gräueltaten, welche in der Zeit des Nationalsozialismus unter dem Deckmantel einer fanatischen Ideologie begangen wurden. Doch um die konkrete Rolle der Polizei herrschte auch in den Reihen der Polizeistudierenden viel Unklarheit. Dass ein Mensch, welcher es sich eigentlich zur Aufgabe gemacht hat, Menschen zu helfen, zur grausamen Tötungsmaschine geformt wird, ist aus heutiger Sicht schwer fassbar.
Bereits zum zweiten Mal machte sich eine Delegation der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) zusammen mit Prof. Dr. Tom Thieme (Professur für Gesellschaftspolitische Bildung) und dem kommissarischen Prorektor Mirko Göhler auf den Weg nach Nordhausen, um in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora Antworten zu erhalten. Stellvertretend für die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (slpb), welche die Studienreise förderte, war Lutz Tittmann vor Ort. Schwerpunkt der zweitägigen Bildungsreise war die konkrete Funktion der Polizei im „System Nationalsozialismus“. Ein Student der Delegation schildert uns seine Eindrücke.
Bereits zum zweiten Mal machte sich eine Delegation der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) zusammen mit Prof. Dr. Tom Thieme (Professur für Gesellschaftspolitische Bildung) und dem kommissarischen Prorektor Mirko Göhler auf den Weg nach Nordhausen, um in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora Antworten zu erhalten. Stellvertretend für die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (slpb), welche die Studienreise förderte, war Lutz Tittmann vor Ort. Schwerpunkt der zweitägigen Bildungsreise war die konkrete Funktion der Polizei im „System Nationalsozialismus“. Ein Student der Delegation schildert uns seine Eindrücke.
Ein unscheinbarer Ort
Vor den Toren der Stadt Nordhausen, mitten in der grünen Natur liegt ein Ort, welcher unterschiedlicher kaum sein könnte. Denn bis auf einige unscheinbare Wegweiser am Wegesrand deutet hier wenig darauf hin, dass dieses Areal zur Todesfalle für Tausende von Zwangsarbeitern geworden ist. Im Gegenteil: Sogar ein Wanderweg führt unscheinbar am ehemaligen Lager vorbei. Dieser Ort ist das Konzentrationslager Mittelbau-Dora im Südharz, einer der bedeutendsten Standorte der NS-Rüstungsproduktion. Vor 80 Jahren arbeiteten hier über 60.000 Gefangene in der Produktion, unter anderem von V2-Raketen, während teils katastrophalen Bedingungen und der ständigen Angst, Opfer von Gewalt, Demütigung und Tod zu werden.
Diese Zustände hat zum Teil auch der damalige Polizeiapparat zu verantworten, weshalb die Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) einer Delegation des 27. Studienjahrganges ermöglicht hat, sich eingehender mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte zu befassen. Unterstützt wurden sie dabei von den Mitarbeitern der Gedenkstätte, allen voran Felix Roth. Der ehemalige Pädagoge führt mit seiner Kollegin, Kathrin Empacher, heute nicht nur Schulklassen, sondern auch Beamte der Thüringer Polizei durch das Lager und schaffte es, die Polizeianwärter auf eine Führung der besonderen Art mitzunehmen.
Diese Zustände hat zum Teil auch der damalige Polizeiapparat zu verantworten, weshalb die Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) einer Delegation des 27. Studienjahrganges ermöglicht hat, sich eingehender mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte zu befassen. Unterstützt wurden sie dabei von den Mitarbeitern der Gedenkstätte, allen voran Felix Roth. Der ehemalige Pädagoge führt mit seiner Kollegin, Kathrin Empacher, heute nicht nur Schulklassen, sondern auch Beamte der Thüringer Polizei durch das Lager und schaffte es, die Polizeianwärter auf eine Führung der besonderen Art mitzunehmen.
Polizeiarbeit damals und heute
Nach einer kurzen Einführung, in welcher die Studierenden ihre Erwartungen austauschten, beschäftigten sie sich mit historischen Fotografien, auf welchen alltägliche Tätigkeiten der Polizei während des NS-Regimes abgebildet waren. Diese verglichen sie mit den heutigen Aufgaben. Die angehenden Kommissarinnen und Kommissare kamen zur Erkenntnis, dass sich mittlerweile vieles verändert hat. Das oberste Ziel der sächsischen Polizei heutzutage ist, die Demokratie zu schützen, notfalls auch mit Zwang. Damals war die Polizei eher ein erweiterter Arm der Denunziation und Ungerechtigkeit.
Auf einem Stadtrundgang durch Nordhausen kam das Schicksal einer Synagoge zur Sprache, welche während der Novemberpogrome 1938 geplündert und in Brand gesetzt wurde. Die herbeieilende Feuerwehr wurde von der Polizei dazu aufgefordert das Gotteshaus nicht zu löschen. Betroffenheit machte sich unter den Teilnehmenden breit. Jedem wurde bewusst, dass der Staatsapparat die Schwachen hier nicht geschützt, sondern ausgeliefert hat. Für jeden ein schwer zu verarbeitendes Verbrechen.
Auf einem Stadtrundgang durch Nordhausen kam das Schicksal einer Synagoge zur Sprache, welche während der Novemberpogrome 1938 geplündert und in Brand gesetzt wurde. Die herbeieilende Feuerwehr wurde von der Polizei dazu aufgefordert das Gotteshaus nicht zu löschen. Betroffenheit machte sich unter den Teilnehmenden breit. Jedem wurde bewusst, dass der Staatsapparat die Schwachen hier nicht geschützt, sondern ausgeliefert hat. Für jeden ein schwer zu verarbeitendes Verbrechen.
Schicksale, die unter die Haut gehen
Als die Studierende sich anschließend mithilfe alter Lagerakten in das Schicksal zweier Zwangsarbeiter hineinversetzten reifte die Erkenntnis, dass jeder Inhaftierte in Mittelbau, vorher durch die Hände der Polizei gegangen war. Auch auf dem weiteren Rundgang über das KZ-Gelände wurde dies jedem bewusst. Die Reste der alten Lagerbaracken, das Krematorium und die Gefängniszellen zu erkunden, geht unter die Haut und ist auch heute noch schwer in Worte zu fassen. Auch gemeinsame Debatten über die konkrete Mitschuld der Polizei am Tod von tausenden Zwangsarbeitern wurden durchgeführt.
Einen endgültigen Konsens gab es nicht, zu verschieden waren die einzelnen Ansichten. Doch braucht es den wirklich? Gerade in einer funktionierenden Demokratie ist es wichtig akzeptieren zu können, dass verschiedene Meinungen in Ordnung sind. Auch wenn man die einzelnen Standpunkte nicht unbedingt teilt.
Einen endgültigen Konsens gab es nicht, zu verschieden waren die einzelnen Ansichten. Doch braucht es den wirklich? Gerade in einer funktionierenden Demokratie ist es wichtig akzeptieren zu können, dass verschiedene Meinungen in Ordnung sind. Auch wenn man die einzelnen Standpunkte nicht unbedingt teilt.
Fazit
Ebenso für Prof. Dr. Thieme und Polizeidirektor Mirko Göhler war dieser Besuch ein eindrucksvolles Erlebnis. Es liegt zu großen Teilen in der Verantwortung der Polizei, einen Staat zu gewährleisten, in welchem jeder frei in seinem Wirken ist und in welchem Antisemitismus und Rassismus entschieden entgegengetreten wird. Zum Schluss mahnte darum Polizeidirektor Mirko Göhler: „Einige von ihnen werden fast 40 Jahre in der sächsischen Polizei verbringen. Es liegt auch in ihrer Verantwortung, dafür zu sorgen, dass ein solches Verbrechen nicht erneut geschieht.“