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Fachbereich 64: Naturwissenschaftliche KT/Mikrospuren

Fachbereich 64

Im Fachbereich werden kleinste Materialspuren mithilfe unterschiedlichster chemisch-physikalischer Analysenmethoden nachgewiesen, charakterisiert und miteinander verglichen.
Im Fachbereich werden kleinste Materialspuren der verschiedensten Herkunft sichtbar gemacht, gesichert und analysiert bzw. miteinander verglichen. Zum vielfältigen Aufgabenspektrum gehören aber auch die Identifizierung und Quantifizierung von Substanzproben. In Abhängigkeit von Untersuchungsziel und ‑fragestellung werden hierzu unterschiedliche analytische Methoden ausgewählt, um Stoffgemische und Einzelkomponenten charakterisieren bzw. identifizieren zu können.

Mikroskopische Verfahren sind hier häufig einzeln oder in Kombination mit spektroskopischen Methodenwie IR- oder Raman-Spektroskopie sowie Röntgenmikroanalyse die Analysentechnik der Wahl. Mittels verschiedener chromatografischer Verfahren können komplexe Stoffgemische in ihre Einzelkomponenten aufgetrennt und durch Kombination mit spektroskopischen oder massenspektrometrischen Methoden charakterisiert bzw. identifiziert werden.
 

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Unter Anwendung dieser modernen, analytischen Verfahren werden durch insgesamt 25 Sachverständige und technische Mitarbeiter folgende typische Untersuchungsgebiete bearbeitet:

 


Betäubungsmittelanalytik

Im Untersuchungsgebiet Betäubungsmittelanalytik werden Pulverproben, Tabletten, Flüssigkeiten, Pflanzenmaterialien aber auch Gegenstände und Saugproben untersucht, um Einzelsubstanzen und Gemische aus dem Betäubungsmittel- oder pharmazeutischen Bereich nachweisen und rechtlich hinsichtlich des BtMG, NpSG, AMG oder GÜG einordnen zu können. In einem zweiten Schritt ist häufig der Wirkstoffgehalt zu bestimmen, da von diesem in der Regel die weitere rechtliche Beurteilung abhängt. Außerdem werden vergleichende Materialuntersuchungen durchgeführt, um Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Sicherstellungen herstellen zu können. Beschlagnahmte  Laborausrüstungen und Chemikalienbestände werden hinsichtlich der Verwendung bzw. Eignung zur illegalen Betäubungsmittelherstellung untersucht und beurteilt.

Toxikologie

In der Toxikologie werden Spurenmaterialien, bei denen es sich in der Regel um Lebensmittel handelt, auf mögliche Fremdbeimengungen toxischer Substanzen untersucht. Bei positivem Nachweis werden diese hinsichtlich ihres Gefährdungspotenzials bewertet.

Brandanalytik

Aufgabe der Brandanalytik ist es, Proben von Brandorten auf mögliche Rückstände von Brandlegungsmitteln zu untersuchen. Zudem werden sichergestellte Einzelsubstanzen und Gemische hinsichtlich ihrer brandtechnischen Eigenschaften untersucht und bewertet. Um Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Ereignissen bzw. Tatorten herstellen zu können, werden auch in diesem Bereich vergleichende Materialuntersuchungen durchgeführt.

Schmauchuntersuchung

Im Bereich der Schmauchuntersuchung werden Sekundärspurenträger (Leit-Tabs, Klebebandabzüge u. ä.), Bekleidung und beschädigte Gegenstände auf Rückstände von Schussereignissen analysiert. Anhand der Ergebnisse können Tatverläufe rekonstruiert oder Schussentfernungen bestimmt werden.

Glasuntersuchung

Bei der Zerstörung oder Beschädigung von Glasscheiben oder Glasgegenständen entstehen in der Regel feinste Glassplitter. Die Suche nach solchen Glasmikrospuren auf Bekleidungsgegenständen oder Werkzeugen der Tatverdächtigen ist Aufgabe der Glasuntersuchung. Die Eigenschaften der gesicherten Glasmikrospuren werden dann mit denen der beschädigten Gläser verglichen, um einen Zusammenhang zwischen Tatverdächtigem und Tatort herstellen zu können.

Lackuntersuchung

Auf dem Gebiet der Lackuntersuchungen werden Anstrichstoffspuren sowie vergleichbare Antragungen auf beispielsweise Fahrzeugen, Bekleidung, Verkehrsleiteinrichtungen oder beschädigten Gegenständen analysiert, um diese mit der Lackierung von unfallbeteiligten Fahrzeugen oder Tatwerkzeugen vergleichen zu können. Anhand gesicherter Anstrichstoffspuren kann auch die Bestimmung von Marke, Modell und Baujahr unbekannter Fahrzeuge erfolgen. Im Falle von Sachbeschädigungen durch Graffiti kann durch die vergleichende Materialuntersuchung ein Zusammenhang zwischen Tatmittel, Tatort und Bekleidung des Tatverdächtigen hergestellt werden.

Faser- und Anschmelzspuren

Ein weiterer Bereich ist das Arbeitsgebiet der Faser- und Anschmelzspuren, in dem Sekundärspurenträger (Abklebungen) und/oder ganze Textilien auf Materialübertragungen zwischen der Bekleidung tatbeteiligter Personen bzw. auf Faserübertragungen an den Tatort oder das Tatwerkzeug untersucht werden. Solche Faser- bzw. Materialübertragungen sind prinzipiell bei jedem Kontakt von textilen oder nichttextilen Gegenständen miteinander möglich. Auch hier kann durch den Vergleich der entsprechenden Fasern und Gewebe ein Zusammenhang zwischen Tatverdächtigem, Opfer und/oder Tatort hergestellt werden. Außerdem werden in diesem Untersuchungsbereich textile Defekte charakterisiert, um Rückschlüsse auf Tatwerkzeug und Tathergang ziehen zu können.

Bei Verkehrsunfällen kann die Untersuchung unfalltypischer Materialveränderungen an der Bekleidung der Unfallbeteiligten und Teilen des Fahrzeuginnenraums Hinweise auf den Unfallhergang oder beispielsweise die Sitzposition zum Unfallzeitpunkt geben.

Sprengstoffanalytik

Um nach Sprengereignissen Informationen über den verwendeten Explosivstoff erlangen zu können, untersucht der Bereich der Sprengstoffanalytik aufgefundene Rückstände und Splitter nach Spuren nicht umgesetzter Explosivstoffe bzw. deren Umsetzungsprodukten. Aber auch die Identifizierung von Selbstlaboraten und gewerblichen Sprengstoffen sowie die Untersuchung und Beurteilung von Pyrotechnik und vollständigen unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen gehört zur Aufgabe dieses Arbeitsgebietes. Des Weiteren beschäftigt sich das Untersuchungsgebiet mit der Analyse und Bewertung von Substanzen, die als Ausgangsstoffe für Explosivstoffe genutzt werden können.

Boden- und Staubanhaftungen

Auch durch die vergleichende Untersuchung von Boden- und Staubanhaftungen an Bekleidungsgegenständen, Fahrzeugen, Werkzeugen o. ä. sowie Proben bekannter örtlicher Zuordnung können Informationen zum Tathergang bzw. zu Zusammenhängen zwischen Tatverdächtigem, Opfer, Tatort und/oder Tatwerkzeug gewonnen werden. Bei Vorliegen entsprechender Charakteristika ist sogar eine geografische Herkunftsbestimmung bestimmter Bodenspuren möglich.

Allgemeine Identifizierung

Unter Allgemeiner Identifizierung wird letztlich die allgemeine und spezielle Analytik anorganischer und organischer Substanzen, Stoffgemische und Materialien verstanden, mit dem Ziel des Materialvergleichs und gegebenenfalls der Identifizierung bestimmter Produkte oder unbekannter Einzelsubstanzen. Diese können beispielsweise Schreibmittel, Markierungsstoffe, Metalle und Legierungen, aber auch Polymere, Klebstoffe und Baustoffe umfassen. Dieses Untersuchungsgebiet erfordert die Nutzung der Expertise und analytischen Möglichkeiten aller genannten Untersuchungsgebiete.

 


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Marginalspalte

Zur Geschichte der Daktyloskopie

Durch die Mitarbeiter/innen des Instituts werden Untersuchungsmaterialien aus allen Kriminalitätsfeldern bearbeitet