Wie kann die Polizei Jüdisches Leben in Sachsen stärken?
Die Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) und die Jüdischen Gemeinden in Sachsen stärken ihre seit dem Jahr 2022 bestehende Kooperation. In der polizeilichen Ausbildung, dem Bachelorstudium angehender Kommissarinnen und Kommissare sowie in der Fortbildung berufserfahrener Bediensteter der Polizei Sachsen werden Aspekte des jüdischen Lebens zukünftig eine noch größere Rolle spielen.
Inhalte der Kooperation
- Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Sachsen wird gemeinsam mit dem Verein Hatikva und dem Kulturbüro Sachsen ab dem Wintersemester 2023/2024 Bildungsveranstaltungen für Studierende des 30. Bachelorjahrgangs an der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH) anbieten, um Kenntnisse und Umgangsweisen über und mit Antisemitismus zu vermitteln.
- Diese Workshops werden von einer wissenschaftlichen Evaluation begleitet, um unter anderem Potentiale zur Weiterentwicklung der Schulungen zu identifizieren.
- Das Sächsische Institut für Polizei- und Sicherheitsforschung (SIPS) wird gemeinsam mit dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden Expertinnen und Experten zum Thema Antisemitismus in die SIPS-eigene Online-Vortragsreihe »Polizei trifft Wissenschaft« einladen. Das Format richtet sich an alle Bediensteten der Polizei Sachsen.
- Eine Zusammenarbeit des Landesverbandes mit den drei Polizeifachschulen in Schneeberg, Chemnitz und Leipzig im Rahmen der polizeifachlichen Ausbildung ist ebenso geplant.
Der Auftakt der vertieften Zusammenarbeit
Ausrichter der Vortragsveranstaltung waren der Landesverband Sachsen der Jüdischen Gemeinden sowie das Sächsische Institut für Polizei- und Sicherheitsforschung (SIPS) der Polizeihochschule. Rund 100 Zuhörende, darunter auch zahlreiche Studierende und Bedienstete des Lehr- und Stammpersonals der Hochschule sowie Vertreter der Jüdischen Gemeinden in Sachsen nahmen an der Veranstaltung teil.
Es sprachen:
- Dr. Olaf Glöckner, Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien, Potsdam
- Marina Chernivsky, Leiterin des Kompetenzzentrums für Prävention und Empowerment, OFEK e.V. (wurde für den Vortrag online zugeschaltet)
- Zsolt Balla, Landesrabbiner in Sachsen und Militärrabbiner der Bundeswehr
Es diskutierten anschließend mit den Referenten:
- Landespolizeipräsident Jörg Kubiessa
- Prof. Dr. Tom Thieme, Professur für Gesellschaftspolitische Bildung an der Hochschule der Sächsischen Polizei (FH)
- Moderation: Solvejg Höppner (Kulturbüro Sachsen)
Stimmen aus Polizei und den Jüdischen Gemeinden zu der Vortragsveranstaltung
»Der Schutz des jüdischen Lebens in Sachsen gehört zu den Kernaufgaben der Polizei des Freistaates Sachsen. Das beginnt unter anderem damit, Anzeichen von Antisemitismus frühzeitig zu erkennen und ernst zu nehmen. Dazu muss man die Wahrnehmungen und Perspektiven der Betroffenen zu verstehen. Die gute Kooperation unserer Polizeihochschule mit dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden ist ein wichtiger Baustein hierfür.«
Nora Goldenbogen, Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Sachsen:
»Wir freuen uns über die gemeinsame Zusammenarbeit, weil sie das Vertrauen von Jüdinnen und Juden in die Polizei hier in Sachsen stärkt. Die gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklung betrachten wir mit großer Sorge, da rechte Tendenzen und Antisemitismus auch in Sachsen immer salonfähiger werden. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns gemeinsam den Herausforderungen stellen. Dafür braucht es dringend mehr Wissen, gerade bei den Sicherheitsbehörden.«