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Dashcams erzählen viel mehr als mancher glaubt

Dashcamp

Die Möglichkeit, Aufnahmen von Dashcams grundsätzlich als Beweismittel zulassen zu können, hat auch ihre Bedeutung in der Urteilsfindung stark erhöht.
Zwei Unfallsachverständige referierten zum März-Stammtisch am 4. März an der Tank- und Rastanlage Oberlausitz Nord vor 55 Interessierten zum Thema Dashcams. Die Möglichkeit, Aufnahmen von Dashcams grundsätzlich als Beweismittel zulassen zu können, hat auch ihre Bedeutung in der Urteilsfindung stark erhöht. Doch wo liegen die tatsächlichen Möglichkeiten der kleinen Kameras? Wo ihre Grenzen?

Wann spricht man von Dashcams?

"[...] Bei einer Dashcam werden, im Gegensatz zu herkömmlichen Videoaufnahmesystemen, ununterbrochen Aufnahmen in einer Schleife gespeichert. Nach Ablauf einer programmierbaren Zeit oder bei Erreichen des Speicherlimits des Speichermediums werden ältere Aufnahmen überschrieben. [... ]Viele Kameras besitzen einen Beschleunigungssensor, der im Falle eines Unfalls das aktuelle Video mit einem Schreibschutz versieht. [...]" (www.wikipedia.de)

Was sind die Vorteile?

Noch immer ist es für die Unfallrekonstruktion äußerst schwierig, die Vorgänge vor dem Verkehrsunfall darzustellen. Die Dashcam die tatsächlichen Lichtverhältnisse zur Unfallzeitpunkt wiedergeben. Außerdem lassen sich Aussagen zu Witterungs- und Straßenverhältnissen treffen. Diese Umstände können sich bei Eintreffen der Polizei schon stark verändert haben. Außerdem geben die Kameras die Bewegung von Fußgängern und Radfahrern genauso wieder wie auch das Fahrverhalten anderer Verkehrsteilnehmer, aber auch das eigene. Nicht zuletzt ist es sogar im Einzelfall möglich zu sehen, ob vor dem Zusammenstoß mit einem querenden Fußgänger womöglich ein abbiegendes Fahrzeug die Sicht auf den Passanten einschränkte.

Worin liegen Fehlerquellen?

Bei der Auswertung von Dashcam-Aufzeichnungen ist deutlich auf mögliche Fehlerquellen zu achten:

  • Die Kamera kann nicht den kompletten Sichtbereich des Fahrers darstellen. Ist ein weiter Winkel eingestellt, ist zu beobachten, was in der Ferner geschieht. Gerade bei Lkw fehlt jedoch dann der Bereich direkt vor dem Fahrzeug, was vor allem die Rekonstruktion von Kollisionen mit Fußgängern und Radfahrern erschwert.
  • Gerade nachts benötigt die Kamera unter Umständen viel Zeit, um sich auf spontane Hell-Dunkel-Wechsel einzustellen. Das menschliche Auge ist definitiv schneller und kann Hindernisse zeitiger erkennen.
  • Gerade innerorts springt das GPS-Signal häufig zwischen Referenzpunkten hin und her. Dabei kann es passieren, dass das Fahrzeug steht und trotzdem im Display eine gefahrene Geschwindigkeit angezeigt wird.


Welche Grenzen haben Dashcams?

  • Produkte aus dem niedrigeren Preissegment haben bei schlechten Lichtverhältnissen auch eine extrem schlechte Bildqualität.
  • Ältere Dashcams schreiben die Videodateien nur in geringer Auflösung. Auch bei aktuellen Produkten ist darauf zu achten, die qualitativ höherwertige Aufnahme auszuwerten. Meist werden inzwischen zwei Aufnahmen unterschiedlicher Qualität gleichzeitig gespeichert. Trotzdem kommt es vor, dass zum Beispiel Kennzeichen von Fahrzeugen nicht erkannt werden, um zum Beispiel bei einem unerlaubten Entfernen vom Unfallort Ermittlungsansätze gewinnen zu können.
  • Es ist nahezu ohne Ausnahme nicht erkennbar, ob der Fahrer im Fahrzeug mit der Dashcam selbst reagiert oder ein Fahrassistenzsystem.


Fazit

In immer höherer Zahl werden vorhandene Dashcam-Aufzeichnungen zur Unfallrekonstruktion herangezogen. Gerade für die Precrash-Phase ergeben sich aufschlussreiche Erkenntnisse. In nicht unbedeutender Zahl werden dabei eigene Verhaltensfehler des Nutzers einer Dashcam aufgedeckt und führen vor Gericht eher zu einer Belastung des Kameranutzers. Bei der Verkehrsunfallaufnahme sollte daher stets geprüft werden, ob die Voraussetzungen einer Beschlagnahme vorgefundener Dashcams bestehen.

Zum Schluss

Kurz vor Inkrafttreten steht eine Änderung der StVO. Darin enthalten sein wird auch ein Passus, dass Lkw über 3,5 t zGM innerorts nur mit Schrittgeschwindigkeit abbiegen dürfen. Ein Selbstversuch der beiden Sachverständigen in Berlin zeigte auf, wie schnell andere Verkehrsteilnehmer ihre Geduld verlieren und mit teils waghalsigen Fahrmanövern für neues Konfliktpotential sorgen.


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