Sicherheitslage 2023
Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 der Polizeidirektion Leipzig – Sicherheitslage für die Stadt Leipzig sowie die Landkreise Leipzig und Nordsachsen
Die Polizeidirektion Leipzig ist als flächengrößte Polizeidirektion Sachsens zuständig für die Stadt Leipzig (Einwohnerzahl 616.093[1], Fläche 297,8 km²) sowie die Landkreise Leipzig (Einwohnerzahl 260.429, Fläche 1.651,3 km²) und Nordsachsen (Einwohnerzahl 199.824, Fläche 2.028,6 km²). Die Polizeidirektion Leipzig verzeichnet sachsenweit die meisten Einsätze (196.000) und eingehenden Notrufe (153.000), was sicherlich auch am stetigen Einwohnerzuwachs liegen kann. Gegenüber dem Vorjahr stiegen dabei das Einsatzaufkommen sowie die Notrufzahlen über 10 Prozent an. In etwa gleich bleibt die hohe Einsatzbelastung. So wurden erneut über 1.700 Versammlungen im Zuständigkeitsbereich angezeigt.
[1] Einwohnerzahlen mit Stand 31. Dezember 2022, Statistisches Landesamt
Detaillierte Informationen entnehmen Sie bitte den als PDF eingestellten Informationen über die polizeiliche Kriminalstatistik am Ende der Seite.
Die Statistik im Detail
Nur geringfügiger Anstieg der registrierten Straftaten
Der Leiter der Polizeidirektion Leipzig, Polizeipräsident René Demmler: „Wir sind zwar weiterhin negativer Spitzenreiter in Sachsen bei den Kriminalitätszahlen und dürfen in unseren Anstrengungen nicht nachlassen. Fakt ist aber auch, dass im Vergleich der Polizeidirektionen wir mit Abstand den geringsten Kriminalitätszuwachs haben...“
Die Aufklärungsquote stieg im Vergleich zu 2022 um 1,8 Prozentpunkte auf nunmehr 53,8 Prozent an. Insgesamt wurden 31.930 Tatverdächtige ermittelt und 50.398 der Fälle aufgeklärt.
René Demmler: „Erneut wurde die Aufklärungsquote erhöht und damit ein neuer Höchststand, gemessen an den vergangenen zehn Jahren, erreicht. Mein Dank gilt hier allen meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die täglich gute Ermittlungsarbeit leisten. Solides kriminalistisches Handwerk, verstärkt mit einer IT-unterstützten Auswertung, aber auch die Einrichtung von Ermittlungsgruppen aufgrund der zugrundeliegenden Fallspezifik erzielten die gewünschten Ergebnisse. Auch 2023 konnten Straftatenserien gestoppt und die Tatverdächtigen ermittelt werden. Der Aufklärungsquotenanstieg ist durchaus so erklärbar. Ausruhen dürfen wir uns hier aber nicht.“
Die Stadt Leipzig bleibt Kriminalitätsschwerpunkt
Im Jahr 2023 verzeichnete die Polizei im Landkreis Leipzig insgesamt 12.694 Straftaten, 4,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Anzahl der Straftaten ohne ausländerrechtliche Verstöße sank um 622 Delikte bzw. 4,7 Prozent auf 12.635 Fälle. Die Aufklärungsquote stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2,6 Prozentpunkte auf 57,4 %.
Im Landkreis Nordsachsen wurden 2023 insgesamt 12.638 Straftaten registriert, 5,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Anzahl der Straftaten ohne ausländerrechtliche Verstöße stieg um 5,4 Prozent auf 12.463 Fälle. Die Aufklärungsquote stieg ebenfalls an, auf 56,5 Prozent.
Straftaten gegen die persönliche Freiheit und Rohheitsdelikte - Anstieg der Fallzahlen
Für den Anstieg sind die Raubstraftaten (2023: 624, 2022: 538, 2021: 463, 2020: 528 Fälle), die Körperverletzungen in den Stufen „einfach“, „gefährlich“, und „schwer“ (2023: 7.832, 2022: 6.923, 2021: 5.751, 2020: 6.610 Fälle) sowie Bedrohungen (2023: 2.290, 2022: 1.848, 2021: 1.290, 2020: 1.223 Fälle) verantwortlich.
Straftaten im Bereich der Sexualdelikte
Im Bereich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist ein Rückgang sichtbar. Die Zahlen werden weiterhin durch Erwerb, den Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie bestimmt. Dies ist dem Umstand der weiteren technischen Entwicklung, verschiedener Gesetzesinitiativen und den sogenannten NCMEC-Verfahren geschuldet. Aufgrund der Hinweise bekannter Anbieter von sozialen Netzwerken über eine amerikanische Organisation (NCMEC) hatte sich das Meldeaufkommen zu möglichen Fällen in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. 2020 waren 212 Fälle, im Jahr 2021 425 Fälle und 2022 488 Fälle zu verzeichnen, 2023 sind sie erstmals rückläufig (436). Die Anzahl von Vergewaltigungen nahm ab (2023: 61, 2022: 88, 2021: 53), die des sexuellen Missbrauchs von Kindern blieb fast gleich (2023: 163, 2022: 166, 2021: 181)
Straftaten gegen das Leben
René Demmler dazu: „100 Prozent Aufklärungsquote in diesem Deliktsbereich machen mich stolz.“
Diebstahlskriminalität - weniger Fahrräder gestohlen - Wohnungseinbrüche angestiegen
Erneut wurden weniger Fahrräder gestohlen, ein gerade für die Stadt Leipzig maßgebliches Diebstahlsdelikt (2023: 6.955; 2022: 7.297; 2021: 9.478). Dafür stiegen die Ladendiebstähle (2023: 7.987, 2022: 6.094) deutlich an. Gerade letztere sind verantwortlich für die hohen Häufigkeitszahlen des Leipziger Stadtkerns.
Auch die Fallzahlen zu Wohnungs- und Fahrzeugeinbrüchen zeigen eine zunehmende Tendenz. Im letzten Jahr wurden weniger Fahrzeuge gestohlen, 372. 2022 wurden noch 471 Fahrzeugentwendungen registriert.
Vermögens- und Fälschungsdelikte
Erneut gingen die registrierten Straftaten im Bereich des Erschleichens von Leistungen zurück. Veränderungen wie das Deutschlandticket im öffentlichen Personennahverkehr üben hier durchaus einen positiven Einfluss aus. Hingegen stiegen die Fälle von Unterschlagungen, Veruntreuung und Betrug mit rechtswidrig erlangten unbaren Zahlungsmitteln an.
Betäubungsmittelkriminalität: Anzahl Rauschgifttoter gesunken
Im Zuständigkeitsbereich der PD Leipzig wurden 2023 neun Rauschgifttote erfasst. Hier ist eine rückläufige Tendenz erkennbar.
Es wurden 77 Kilogramm Marihuana sichergestellt, ebenso knapp 6 Kilogramm Heroin und 9 Liter GHB (Gammahydroxibuttersäure). Funde erfolgten nicht nur im Rahmen von zielgerichteten Durchsuchungen, sondern auch bei Maßnahmen der Verkehrsüberwachung und bei Streifenfahrten.
Zusammensetzung der Tatverdächtigen
Polizeipräsident Demmler dazu: „Besorgniserregend ist vor allem die Zunahme der Zahlen bei den jungen Altersgruppen. Erneut haben wir mehr tatverdächtige Kinder und Jugendliche zu verzeichnen. 4.201 Menschen im Alter von unter 14 Jahren bis unter 18 Jahren konnten im Rahmen von strafrechtlichen Ermittlungsmaßnahmen strafbaren Handlungen zugeordnet werden. Bei den Jugendlichen ist ein Zuwachs von 15,2 Prozent zu verzeichnen. Hier bedarf es gesamtgesellschaftlicher Anstrengungen, diesen Trend zu durchbrechen. Die Polizei kann hierzu nur ein Partner sein“.
Die Polizei unterscheidet in strafrechtlicher Sicht in Kinder (unter 14 Jahre), in Jugendliche (14 bis unter 18 Jahre) sowie Heranwachsende (18 bis unter 21 Jahre). Unter den insgesamt erfassten 31.930 Tatverdächtigen befinden sich 2023 1.417 Kinder (+1,2 % zu 2022), 2.784 Jugendliche (2.416 in 2022) sowie 2.437 Heranwachsende (-0,2 Prozent).