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Dresdens geheimes Museum?

Poliziehistorische Sammlung

Am 16. September 2017 wird sich die Polizeihistorische Sammlung Sachsen erstmalig an der Museumssommernacht in Dresden beteiligen.
Beitrag aus dem Archiv (2017)

 


Am 16. September 2017 wird sich die Polizeihistorische Sammlung Sachsen erstmalig an der Museumssommernacht in Dresden beteiligen. Im Vorfeld begann die Suche nach einem Slogan, der sich einprägt. Die sächsische Polizei besaß bis 1944 ein Kriminalmuseum, das unter dem Synonym »Dresdens geheimes Museum« bekannt war. Somit war das Motto der Museumssommernacht geboren.

 

Schon im Jahr 1924 begann der Beitrag zum Kriminalmuseum Dresden in der »Dresdner Illustrierten Zeitschrift für Haus und Gesellschaft« mit den einleitenden Worten:

»Aber ebenso wie die Dresdner Gemälde-Galerie oder das „Grüne Gewölbe“ ist in Fachkreisen ein in Dresden befindliches Spezialmuseum (...) das jedoch einen Weltruf genießt und außerordentlich interessant ist. Dieses geheime Museum Dresden ist nämlich das in den Dachgeschoßräumen des Polizeihauptgebäudes untergebrachte Landeskriminalmuseum, dessen Sammlungen lediglich Lehrzwecken dienen.«

Leider ist heute von dem Glanz und den über 70.000 Exponaten nichts mehr übriggeblieben. Ein verheerender 2. Weltkrieg und die damit verbundenen politischen Veränderungen von 1945 bis 1990 haben dazu geführt, dass dieses Museum in Vergessenheit geraten ist.


Allein die wechselvolle Geschichte des Kriminalmuseums von Dresden liest sich wie ein Kriminalroman. Im Jahr 1894 gegründet, die ersten Ausstellungsräume waren eine 6 Quadratmeter große Zelle vom Polizeigefängnis im Coselpalais. Bereits 1901 bezog das Kriminalmuseum neue Räumlichkeiten im neuen Polizeigebäude in der Schießgasse.

Es entwickelte sich immer mehr zu einem Spezialmuseum mit Weltruf. Nach den Überlieferungen sollen sich 1927 über 70.000 Exponate im Bestand des Museums befunden haben. Diese wurden in drei großen Ausstellungssälen im Dachgeschoss des Polizeigebäudes präsentiert. Leider sind nur wenige Aufnahmen vom Museum erhalten geblieben, überlieferte Akten oder Inhaltsverzeichnisse gibt es gar nicht.

Im Jahr 1944 hat die Auslagerung des Museums begonnen, wegen der Bombenangriffe auf die Stadt. Was nach 1945 mit den Beständen des Museums passierte ist sehr ominös, manche würden sagen geheimnisvoll.

Bereits im September 1945 war es für jeden Polizeiangehörigen der Dresdner Polizei Pflicht, das Kriminalmuseum zu besuchen. Dafür waren fünf Ausbildungsstunden vorgesehen. Mit der Gründung der Landespolizeischule Sachsen 1946 müssen Exponate überführt worden sein, denn auch hier war die Ausbildung im Kriminalmuseum Dresden vorgesehen. Leider existieren darüber nur Aktenvermerke, aber keine Lehrunterlagen oder fotografische Überlieferungen. In der »Fachschule für Kriminalistik Arnsdorf« erfolgte die Ausbildung auch in einem Kriminalhistorischen Kabinett. Nach der Auflösung der Schule 1959 werden die vorhandenen Exponate auf das Gebiet der DDR verstreut. Im Jahr 1986 versuchte die Hauptabteilung Kriminalpolizei im Innenministerium der DDR eine kriminalhistorische Sammlung aufzubauen. Dazu erfolgte die Bereitstellung von noch vorhandenen historischen Exponaten zur Kriminalgeschichte aus Dienststellen der damaligen Volkspolizei.

Bei der Sichtung der Exponate wurde festgestellt, dass viele Exponate mit den »revolutionären Traditionen der Arbeiterklasse« nichts gemein hatten und man lagerte diese in einer Bunkeranlage in einer Berliner Polizeidienststelle ein. Dann kam die Wende und diese Bunkeranlage geriet in Vergessenheit. Im Jahr 1997 wurde diese Dienststelle aufgelöst und auch der Bunker geöffnet. Glücklicher Weise wurden die vorhandenen Exponate nicht vernichtet, sondern der Polizeihistorischen Sammlung Sachsen übergeben. Diese Exponate bilden den Grundstock der heutigen Polizeihistorischen Sammlung.

Die sächsische Polizei kann auf eine sehr lange Tradition zurückblicken. Bereits vor 250 Jahren erfolgte erstmalig die Gründung einer Staatlichen Polizeibehörde in Dresden. Die sächsische Polizei war in vielen Zeitepochen sehr fortschrittlich, erwähnt sei die Einführung der Daktyloskopie 1903 oder die Einführung einer uniformierten weiblichen Polizei 1927.

Mit Stand 2017 verfügt die Polizeihistorische Sammlung über ca. 4.000 Exponate. Darunter zählen z.B. der Prototyp der »MZ 1000«, gefertigt 2005 für die sächsische Polizei, ebenso wie historische Kriminaltechnik oder Funktechnik, Uniformen oder Urkunden.

Die Polizeihistorische Sammlung Sachsen ist eine von fünf behördlichen Sammlungen Deutschlands. Im Osten Deutschlands gibt es nur noch in Thüringen und Berlin behördliche Sammlungen zur Polizeigeschichte, im Westen Deutschlands in Niedersachsen und Hamburg.

Die Polizeihistorische Sammlung lädt sie gern zu einer Führung ein, um die wechselvolle Geschichte der sächsischen Polizei näher zu bringen.

Ansprechpartner:                    PHK Wolfgang Schütze
                                               (0351) 483 3447
                                               wolfgang.schuetze@polizei.sachsen.de


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